W. Christian Schmitt
Aus “Vor dem Ende der Lesekultur – 20 Jahre Buch- und Literaturmarkt aus nächster Nähe” (1990, Morstadt Verlag, Kehl).
Oktober 1990 – Kommen wir in Zukunft auch ohne Bücher aus? Wie lesemüde ist die Nation? Gab es je ein “Leseland DDR”? Brauchen Computer-Kids noch Lese-Futter? Was wissen denn schon “Literaturpäpste” von der Angebots-Fülle des Buchmarkts, der dem Leser – neben rund 600.000 lieferbaren Titeln – pro Jahr auch noch nahezu 50.000 Novitäten beschert? Wie tollkühn sind eigentlich all die Bücher-Macher Saison für Saison? Gehört den Buchhandels-Sauriern, den Medienkonzernen einer- und den Buchkaufhäusern andererseits allein die Zukunft? Sind Schriftsteller eine aussterbende Spezies? Warum werden “Bestseller-Listen” gleichermaßen geliebt und gehasst? Wer kennt den Ort, wo Professoren sich nach Dichtern sehnen? Ist vielleicht doch der Leser der beste Kritiker? Und: Wo verbergen sich die letzten Gralshüter der Literatur?
Auch nach 20 Jahren Beschäftigung mit diesen und vielen Fragen mehr fallen (mir) einfache, griffige Antworten nicht leicht. Dafür immer neue Fragen wie z. B.: Was ist anders in dieser Branche, in der Genialität und Banalität so dicht beieinander zu liegen scheinen? Oder: Was macht den Reiz einer solch kleinen Wirtschaftssparte aus, in der Kunst und Kommerz als – wenn auch ungleiche – Geschwister auftreten (dürfen)? Zwei Jahrzehnte journalistische Arbeit (u.a. als Mitglied der Chefredaktion des Frankfurter “Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel”, als geschäftsführender Redakteur des Branchenmagazins “Buchreport”, Kolumnist der Fachzeitschrift “Der Schweizer Buchhandel”, Mitarbeiter bei Publikationen wie “Buchmarkt”, “Buchmagazin”, “Bücherkommentare” und “BuchJournal”) dokumentieren: zunächst unbefangene Annäherungen, dann nachdenklich stimmende Beobachtungen, schließlich wohlwollend-kritische Wegbegleitung. Aus rund 4.000 Buch- und Literaturmarkt-Artikeln, im Laufe der Jahre in mehr als 60 in- und ausländischen Blättern erschienen, sind für diese Zwischenbilanz “Vor dem Ende der Lesekultur” nahezu 120 ausgewählt worden. Sie haben über den Tag hinaus ihre Bedeutung, ihre Aussagekraft (für mich) behalten und vermitteln dem Buch-Interessierten Einblicke in Struktur, Abläufe wie Entwicklungen des Literatur- und Buchmarktbetriebs.
Die Beiträge sind in vorliegender und ähnlicher Form im Laufe der vergangenen 20 Jahre erschienen in Blättern wie u.a.: Aachener Volkszeitung, Artikel 5, Augsburger Allgemeine, Badische Zeitung, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Braunschweiger Zeitung, BuchJournal, Buchmagazin, Buchmarkt, Buchreport, Bücherkommentare, Darmstädter Echo, Deutsche Volkszeitung, Deutsches Ärzteblatt, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Edit, Flensburger Tageblatt, Hamburger Abendblatt, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Hannoversche Neue Presse, Heilbronner Stimme, Hessische Allgemeine, Kölnische Rundschau, Landshuter Zeitung, El Libro Espanol, Der Literat, Lübecker Nachrichten, Lui, Medien, Neue Medien, Neue Osnabrücker Zeitung, der neue vertrieb, Nordsee-Zeitung, Nordwest-Zeitung, Nürnberger Nachrichten, Passauer Neue Presse, Playboy, Publikation, Rheinische Post, Rheinischer Merkur, Rheinpfalz, Rhein-Neckar-Zeitung, Rhein-Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Schwäbische Zeitung, Der Schweizer Buchhandel, Stuttgarter Nachrichten, Südwest Presse, La Tribuna D’Allemagne, Tribuna Tedesca, Volksblatt Berlin, Vorwärts, Die Weltwoche, Die Welt, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Westfälische Rundschau, Wiesbadener Kurier.
Einige wurden außerdem noch von Rundfunkanstalten wie u.a. WDR, Radio Bremen und Saarländischer Rundfunk gesendet. Alle dokumentierenden Interviews wurden seinerzeit von den Gesprächspartnern autorisiert.
Die Artikel – am Anfang jeweils versehen mit Monat und Jahr des Erscheinens – sind nur unwesentlich überarbeitet, auf jeden Fall nicht “aktualisiert”. Es sollen Dokumente, Zeitberichte bleiben. Thematisch, nicht chronologisch aneinander gereiht zeichnen sie (m)ein Bild dieser Branche, zusammengefügt aus einer Vielzahl von Mosaiksteinen. Entwicklungen, Trends, vorübergehende Modeerscheinungen werden sichtbar. Aber auch die nicht zu unterschätzende Gefahr, dass ein Ende der Lesekultur im gutenbergschen Sinne und damit die “Lektüre” am Computer, am Bildschirm näherrückt. Ob dieser Prozess noch aufzuhalten, zu verzögern ist?